Internetsucht
Das Internet ist eine Einrichtung des alltäglichen Lebens geworden. Eine negative Begleiterscheinung soll sein pathologischer Gebrauch sein. Einzelfälle wurden ausführlich beschrieben. Ob die Diagnose »Internet-Abhängigkeit« oder »Internet-Sucht« berechtigt ist, ist umstritten. Pathophysiologische Aspekte zeigen aber, dass ein Zusammenhang zwischen Internet-Gebrauch und potenzieller Abhängigkeit durchaus plausibel erscheint. Eine Dopaminausschüttung im Gehirn wurde ähnlich wie beim Drogenkonsum und bei abhängigkeitserzeugendem Verhalten festgestellt.
Analog zum »Abhängigkeitssyndrom« laut ICD-10-Klassifikation werden Diagnosekriterien für das Internet-Abhängigkeits-Syndrom aufgelistet:
Mindestens 3 Kriterien sollten zusammen über ein Monat bestanden haben; falls sie nur für kürzere Zeit gemeinsam aufgetreten sind, sollten sie innerhalb eines Jahres wiederholt vorgelegen haben.
- Ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, das Internet zu gebrauchen
- Verminderte Kontrolle über den Zeitraum, in dem das Internet benutzt wird
(länger als geplant, erfolglose Versuche Internet-Konsum zu verringern) - Auftreten eines Entzugssyndroms
(Unruhe, Nervösität, Gereiztheit, bewußte od. unbewußte Tipp-Bewegungen der Finger, usw.) - Toleranzentwicklung gegenüber der Befriedigung beim Internet-Gebrauch
- Einengung auf den Internet-Gebrauch
(zeigt sich durch die Aufgabe oder Vernachlässigung anderer Vergnügungen oder Interessensbereiche) - Anhaltender Internet-Gebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen, obwohl sich der Betreffende über Art und Ausmaß des Schadens bewusst war oder hätte bewusst sein sollen
(hohe Kosten, Arbeitsplatzschwierigkeiten oder -verlust, Einschränkung von Beziehungen, uä.)
Literatur:
Kimberly S. Young (US-Psychologin): "Gefangen im Netz"
TURKLE Sherry (1998): Leben im Netz – Identität in Zeiten des Internet, Rowohlt